Jeschiwa Inhaltsverzeichnis Geschichte | Formen der Jeschiwot | Bekannte Jeschiwot | Jeschiwot im...


JeschiwaOrthodoxes JudentumTalmud


hebräischjüdischeToraTalmudSchi'urimaramäischenRabbinerKlausSynagogeSemichaMindestzahlMischnaTraktat MegillaTraktat SanhedrinElul und AdarMainzWormsSpeyerSchUM-StädtenBerlinChaim WaloschynGaons von WilnaJeschiwa von WaloschynrussischenMirBrestTelzUSAIsraelchassidischeHesderElulJom KippurSukkotPessachfestPessachAwSabbatTalmudJisra'el Me'ir KaganChassidismusSchneur Salman







Hörsaal der Jeschiwa für Jugendliche, Israel


Jeschiwa (hebräisch: ישיבה, pl. Jeschiwot oder Jeschiwos (aschkenasische Aussprache); alternative Schreibweisen Yeshiva oder Yeshivah) ist eine jüdische Hochschule, an der sich meist männliche Schüler dem Tora-Studium und insbesondere dem Talmud-Studium widmen. Das Studium erfolgt in Form von täglichen Schi'urim.


Man unterscheidet zwei Abschlussebenen: Jeschiwa gedola (wörtlich: große Jeschiwa) sowie Jeschiwa ketana (wörtlich: kleine Jeschiwa). In den USA wird der höhere Abschluss auch nach dem aramäischen Begriff Metivta oder Mesivta genannt. Eine Jeschiwa für verheiratete männliche Studenten nennt man Kollel („Versammlung“).


Traditionell wurden Frauen zum Tora-Studium nicht zugelassen, es gibt seit einigen Jahren für sie allerdings die Möglichkeit, an modern-orthodoxen jüdischen Einrichtungen einen Jeschiwa-Abschluss zu erlangen.


Der Leiter einer Jeschiwa wird als Rosch-Jeschiwa bezeichnet.




Inhaltsverzeichnis






  • 1 Geschichte


    • 1.1 Vor 1800


    • 1.2 Chaim von Waloschyn




  • 2 Formen der Jeschiwot


  • 3 Bekannte Jeschiwot


    • 3.1 USA


    • 3.2 Israel


    • 3.3 England


    • 3.4 Kanada




  • 4 Jeschiwot im deutschsprachigen Raum


    • 4.1 Schweiz


    • 4.2 Deutschland


    • 4.3 Österreich




  • 5 Akademisches Jahr


  • 6 Typischer Stundenplan


    • 6.1 Talmudstudien


    • 6.2 Jüdische Gesetze


    • 6.3 Jüdische Ethik




  • 7 Literatur


  • 8 Einzelnachweise


  • 9 Weblinks





Geschichte |



Vor 1800 |


Nach jüdischer Tradition hatte der Rabbiner jeder Gemeinde das Recht, eine eigene Schülerschaft in einem Beit Midrasch („Klaus“) genannten Gebäude, das sich in der Regel in der Nähe der Synagoge befand, zu unterrichten. Ihr Auskommen wurde aus dem Steueraufkommen der Gemeinde bestritten. Nach einigen Jahren konnten die Schüler entweder nach Ablegen der Semicha selbst eine Rabbinerstelle antreten oder sich einem weltlichen Beruf widmen.


Die Mischna erwähnt das Gesetz, dass sich ein Ort nur „Stadt“ nennen darf, wenn er wenigstens zehn Männern (Batlanim), der Mindestzahl für gemeinsames Beten, das Studium der Tora ermöglicht (Mischna: Traktat Megilla). Ebenfalls wurde jedes Rabbinatsgericht (Beth Din) von einer Schülerschaft, die der dreifachen Zahl der Richter selbst entsprach, begleitet (Mischna, Traktat Sanhedrin). Dies zeigt die historische Bedeutung der klassischen Jeschiwa.


Wie im Talmud vorgeschrieben, widmeten sich die Männer in der Regel jeweils einen Monat vor der Ernte (Elul und Adar) verstärkt dem Studium der Tora.


Im deutschsprachigen Raum genossen im 11. bis 13. Jahrhundert die drei kooperierenden Talmudschulen von Mainz, Worms und Speyer, den SchUM-Städten, besonderes Ansehen. 1990 wurde die Yeshiva Gedola in Berlin von den Chabad Shluchim („Emissäre“), Rabbiner Yehuda und Leah Teichtal, Vorsitzender Chabad und Executive Director, gegründet. Es handelte sich um die erste Neugründung einer orthodoxen Jeschiwa auf deutschem Boden nach dem Zweiten Weltkrieg.[1][2]



Chaim von Waloschyn |




Die Jeschiwa von Waloschyn


Strukturierte Torastudien wurden vor allem von Rabbi Chaim Waloschyn, einem Schüler des Gaons von Wilna, entwickelt. Seiner Ansicht nach genügte die bisherige Form des Studiums nicht den Bedürfnissen nach einem intensiveren Studium.


Rabbi Chaim sammelte interessierte Schüler und eröffnete Ende des 18. Jahrhunderts die Jeschiwa von Waloschyn. Obwohl diese Einrichtung 60 Jahre später von der russischen Regierung geschlossen wurde, eröffneten einige weitere in anderen Städten, die bekanntesten darunter sind Ponovezh, Mir, Brest und Telz. Viele heutige Schulen in den USA und Israel sehen sich als deren Nachfolger und tragen den jeweiligen Namen.



Formen der Jeschiwot |


Es gibt vier Formen der Jeschiwot:



  1. Jeschiwa Ketana („kleine Jeschiwa“) – auch Cheder genannt, nur grundlegend und ohne säkulare Inhalte,

  2. Yeshiva High School – auch Mesivta oder Mechina (nicht zu verwechseln mit der Mechina), vereint jüdisch-orthodoxe Erziehung mit einem säkularen High-School-Abschluss (entspricht in etwa dem deutschen Abitur), dualer Lehrplan ursprünglich von der Manhattan Talmudical Academy of Yeshiva University (auch bekannt als „Marsha Stern Talmudical Academy“) aus dem Jahre 1916,

  3. Beit Midrasch – ein weiterführender Studiengang für jene, die die High School abgeschlossen haben, Ausbildungsdauer ein bis mehrere Jahre,

  4. Kollel – Jeschiwa für verheiratete Erwachsene, aus dem 19. Jahrhundert Europas.


Man unterscheidet zwischen der amerikanischen und der israelischen Jeschiwa.


Der amerikanische Jeschiwastudent absolviert die Jeschiwa Ketana normalerweise vor Ort, danach die Yeshiva High School entweder vor Ort oder häufiger mit anderen Schülern in einer Art Internat. Diese wird oft von zwei bis vier Jahren in einem Beit Midrasch gefolgt. Es schließen sich zwei bis fünf Jahren in Israel an. Danach kehrt der Schüler zurück und absolviert eine amerikanische Jeschiwa, nach der Hochzeit oft gefolgt vom Kollel.



Bekannte Jeschiwot |


Die zurzeit größten Jeschiwot sind:



USA |



  • Beth Medrash Govoha, auch „Lakewood Yeshiva“ (Lakewood, New Jersey)

  • Yeshiva Ner Yisrael: Ner Israel Rabbinical College (Baltimore, Maryland)

  • Telshe Yeshiva (auch Telz in Cleveland, Ohio; Chicago, Illinois; Riverdale, New York)

  • The Rabbi Isaac Elchanan Theological Seminary of Yeshiva University (New York City)

  • Mesivta Tifereth Jerusalem (Manhattan und Staten Island, New York City)

  • Yeshiva Torah Vodaas (Brooklyn, New York City)

  • Yeshiva Rabbi Chaim Berlin (Brooklyn)

  • Yeshiva Chofetz Chaim: Rabbinical Seminary of America, (Queens, New York City)

  • Hebrew Theological College, Yeshivat Beit HaMidrash L'Torah (Chicago)

  • Tomchei Temimim Lubawitsch (Brooklyn)


Es existieren zahlreiche andere, darunter verschiedene chassidische Jeschiwot.



Israel |



  • Mir-Jeschiwa (Jerusalem); Charedi

  • Beit-El-Jeschiwa (Bet El); zionistisch

  • Brisk-Jeschiwa (Jerusalem); Charedi

  • Chewron-Jeschiwa (Jerusalem, zuvor in Hebron); Charedi

  • Jeschiwat Birkat Mosche (Maale Adumim); zionistisch, Hesder, hebräisch

  • Jeschiwat Ateret Kohanim; zionistisch, Hesder, hebräisch

  • Jeschiwat Har Etzion (Gusch Etzion); zionistisch, Hesder, englisch und hebräisch

  • Jeschiwat haKotel; zionistisch, hebräisch mit Schiur auf Englisch

  • Jeschiwat Kerem beJawne; religiös-zionistisch, hebräisch und englisch*

  • Kol Torah


  • Ponevezh-Jeschiwa (Bnei Berak); Charedi

  • Machon Meir (Jerusalem); zionistisch, multilingual


  • Merkas HaRaw Kook (Jerusalem); zionistisch, hebräisch

  • PARDES-Institute for Jewish Studies; englisch und hebräisch; egalitär, modern-orthodox, unabhängig

  • Tomchei Tmimim Lubawitsch (Kefar Chabad); Lubawitsch

  • Toras Emes (Jerusalem, zuvor in Hebron); Lubawitsch


Die bekanntesten Jeschiwot mit englischsprachigem Unterricht sind:



  • Mayanot

  • Ohr Somayach

  • Aish HaTorah


Es gibt viele Hesder-Jeschiwot, die das Studium mit dem Wehrdienst verbinden; verschiedene chassidische; und dutzende andere.



England |



  • Gateshead Yeshiva (größte europäische)


Kanada |


  • Yeschiwa Torah Chaim, Toronto


Jeschiwot im deutschsprachigen Raum |



Schweiz |



  • Kriens

  • Jeschiwe Lezeirim, Zürich



Deutschland |



  • Jeschiwa Gedolah Frankfurt


  • Yeshiva Gedola in Berlin[3][2]



Österreich |


  • Wiener Jeschiwa, Wien


Akademisches Jahr |


Das Jahr teilt man in drei Smanim (etwa: „Semester“ bzw. Trimester).


Elul-Sman beginnt im hebräischen Monat Elul und geht bis zum Jom Kippur (sechs Wochen).


Winter-Sman beginnt nach dem Sukkot (Laubhüttenfest) und geht bis zum Pessachfest (sechs Monate).


Das Sommersemester beginnt nach Pessach und geht bis zum Beginn des jüdischen Monats Aw (drei Monate).



Typischer Stundenplan |




  • 07:00 auf Wunsch Seder (Studium)


  • 07:30 Schacharit (Morgengebet)


  • 08:30 Jüdisches Gesetz


  • 09:00 Frühstück


  • 09:30 morgendliche Talmudstudien (erster Seder)

  • 12:30 Schi'ur („Vorlesung“)

  • 13:30 Mittagessen

  • 14:45 Mincha (Nachmittagsgebet)

  • 15:00 Mussar (Jüdische Ethik)

  • 15:30 Talmudstudien (zweiter Seder)

  • 19:00 Abendessen

  • 20:00 Nacht-Seder – Wiederholung der Vorlesungen, Studium nach Wunsch

  • 21:25 Mussar (Jüdische Ethik)

  • 21:45 Ma'ariw (Abendgebet)

  • 22:00 auf Wunsch Seder


Dieses Studium gilt normalerweise von sonntags bis donnerstags mit einem extra langen Seder bis 1:00 Uhr nachts. Freitags ist normalerweise wenigstens ein Seder am Vormittag, der Nachmittag ist frei. Samstags gilt ein spezieller Sabbat-Stundenplan.


Das Studium erfolgt in der Regel gemeinsam mit einem Studienpartner (Chawruta, aramäisch für „Freund“), oder in einem Sch'iur.



Talmudstudien |


In der typischen Jeschiwa liegt das Hauptaugenmerk auf Studium und Analyse des Talmud. Das Studium des Talmud erfolgt einerseits be'ijun, mit Betonung eines möglichst detaillierten und tiefgehenden Verständnisses der Talmudstelle, andererseits bekijut, mit Betonung von quantitativem Fortschritt beim Studium, sodass sich der Schüler ein möglichst umfassendes Talmudwissen aneignet.



Jüdische Gesetze |


Im Allgemeinen verbringt der Schüler einige Zeit mit dem Studium der Halacha, der jüdischen Gesetze. Der meiststudierte Text ist die Mischna Berura, verfasst von Rabbi Jisra'el Me'ir Kagan.



Jüdische Ethik |


Wichtige Texte



  • Pirke Avot


  • Mesillat Jescharim von Rabbi Mosche Chaim Luzzatto


  • Orchot Zaddikim („Pfad der Gerechten“)


  • Pflichten des Herzens von Bachja ibn Pakuda


  • Maalot HaMiddot („Nutzen von gutem Charakter“)

  • Mischnat R' Aharon


  • Michtaw meElijahu von Eliyahu Eliezer Dessler.


Chassidismus: Tanja und Likkutej Tora, beide von Schneur Salman.



Literatur |



  • Adin Steinsaltz: Yeshivot. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 21, Detroit/New York u. a. 2007, ISBN 978-0-02-865949-7, S. 315–321 (englisch).


Einzelnachweise |




  1. About Us. In: Yeshiva Gedola Berlin. Yeshiva Gedola Berlin, abgerufen am 1. Februar 2013. 


  2. ab Jeschiva. In: Yeshiva Gedola in Berlin. Chabad Lubawitsch Berlin, abgerufen am 1. Februar 2013. 


  3. Gegründet 1990, von den Chabad Shluchim ('Emissäre'), Rabbiner Yehuda und Leah Teichtal. Die erste orthodoxe Jeschiva auf deutschem Boden nach dem zweiten Weltkrieg.



Weblinks |



 Commons: Jeschiwa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien







Popular posts from this blog

is 'sed' thread safeWhat should someone know about using Python scripts in the shell?Nexenta bash script uses...

How do i solve the “ No module named 'mlxtend' ” issue on Jupyter?

Pilgersdorf Inhaltsverzeichnis Geografie | Geschichte | Bevölkerungsentwicklung | Politik | Kultur...